Präzisionsmedizin 

Präzisionsmedizin in der Krebsbehandlung beschreibt die wissenschaftlichen Anstrengungen, Krebszellen gezielt (präzise) anzugreifen und den übrigen Körper zu schonen auch wenn der Tumor metastasiert ist und nicht mehr durch lokale Verfahren wie Operation oder Strahlentherapie präzise entfernt werden kann.

Präzisionsmedizin setzt eine umfassende, spezialisierte und präzise Diagnostik voraus mit einer endoskopischen Untersuchung durch erfahrene Untersucher und der Entnahme von Gewebeproben, die dann durch spezialisierte Pathologen auf Angriffspunkte für präzise Medikamente untersucht werden.

Mögliche Ziele der Präzisionsmedizin sind tumorspezifische Mutationen, die durch Medikamente (Tabletten) angegriffen werden können. Zurzeit kennen wir vier solcher Mutationen, für die bereits gezielte Medikamente („targeted therapies“) zugelassen sind. (EGFR, ALK, ROS1 und bestimmte BRAF –Mutationen) Für weitere Mutationen werden zurzeit Medikamente wissenschaftlich getestet. Diese Mutationen sind relativ selten und kommen nur bei maximal 10 % der Patienten mit Lungenkrebs vor. Insbesondere bei Patienten, die nicht oder wenig geraucht haben, lassen sich diese Mutationen aber häufiger nachweisen.  

Mutationen werden in unserem Lungentumorzentrum durch hochmoderne Verfahren wie NGS („next generation sequencing“) innerhalb kürzester Zeit nachgewiesen und routinemäßig bei jedem Patienten mit metastasiertem nicht kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) untersucht (weitere Informationen finden Sie auf den Seiten des Netzwerks Genomische Medizin und der Pathologie der UMG). 

Immuntherapie ist ein weiteres Beispiel für eine hochpräzise Therapie und seit vielen Jahren an unserer Lungenfachklinik einer der wichtigsten Schwerpunkte in Forschung  und Behandlung. Moderne monoklonale Antikörper ermöglichen es dem körpereigenen Immunsystem, den Krebs wieder gezielt anzugreifen. Auch für die Immuntherapie ist eine spezialisierte pathologische Untersuchung der Gewebeproben Grundvoraussetzung, um die Zielstruktur für die monoklonalen Antikörper auf der Zelloberfläche der Krebszellen nachzuweisen. Von den Pathologen wird dabei der TPS („tumor proportion score“) ermittelt. Das ist der prozentuale Anteil der Tumorzellen mit einem Ziel für die Immuntherapie auf ihrer Zelloberfläche. Mittlerweile kann eine Immuntherapie bei sehr vielen Patienten mit nicht kleinzelligem Lungenkrebs in der Erstlinientherapie eingesetzt werden, allerdings meist noch in Kombination mit klassischer Chemotherapie. Ab einem TPS von 50 %, d. h. wenn bei mehr als der Hälfte der Krebszellen ein Ziel für die Immuntherapie nachweisbar ist, kann die Immuntherapie sogar alleine, ohne jede Chemotherapie  gegeben werden. Weitere verbesserte immuntherapeutische Ansätze werden derzeit wissenschaftlich erforscht.

Wir fühlen uns seit Jahrzehnten in unserer Klinik verpflichtet, jedem Patienten so rasch und präzise wie möglich die jeweils individuell beste Therapie anzubieten. Wir arbeiten und forschen weiter, damit immer mehr unserer Patienten von präzisen Ansätzen profitieren können.


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